25.10.2020
Ein ungleiches Duell unter Freunden war das Baden Derby der Turner aus Grötzingen/Karlsruhe gegen den TV Bühl in der dritten Liga. Zu ungleich waren die Karten im Vorfeld gemischt worden, denn während die Grötzinger ihren irischen Nationalturner noch rechtzeitig eingeflogen hatten, hätte für den Bühler Gastturner aus der Schweiz ein Einsatz in Deutschland eine zweiwöchige Quarantäne bedeutet - für einen Spitzenturner quasi ein Berufsverbot und auf dem Weg zur nationalen Meisterschaft ein nicht zu kompensierender Nachteil. Entsprechend dominierten die Hausherren vor den hygienisch leeren Rängen das Geschehen mit 60:13 Scorepunkten nach Belieben.
Da
zudem mit Jan Fäßler der beste Bühler Turner auf Grund seiner lädierten
Schulter lediglich ein Gerät absolvieren konnte, war reichlich
Improvisationstalent bei den Zwetschgenstädtern gefragt. Im Vergleich zum
Auftakterfolg vor zwei Wochen mussten fast an jedem Gerät die zwei besten
Bühler Übungen (von vier) ersetzt werden mussten. Bühls neuer Cheftrainer
Flavius Simtion nahm es sportlich und gab zahlreichen Nachwuchsturnern
Gelegenheit, sich zu zeigen. Lars Schmidt, bisher nur am Reck im Einsatz,
feierte seine Premiere am Boden und zeigte erstmals seinen Doppelsalto im
Wettkampf. "Das war natürlich noch nicht perfekt, aber wir sind auf dem
richtigen Weg", kommentierte Simtion den Auftritt. Marvin Hammer kam
gleich an vier Geräten zum Einsatz, wobei er an den Ringen mit seiner
sehenswerten Kür (11,20) gegen den Iren Adam Stell nur drei Scorepunkte abgeben
musste. Steel alleine hatte 24 Scorepunkte erturnt und in jedem anderen Duell
vier oder fünf Zähler auf das Konto seiner Mannschaft verbuchen können. Philipp
Bäuerle hatte es bei seiner Premiere in der ersten Mannschaft am Reck
ausgerechnet mit Routinier Lazar Bratan zu tun, der an dem Tag mit einem Kovac
Salto brillieren konnte.
Neben den Erfahrungen konnten die TVB Truppe aber doch noch etwas Zählbares mit nach Hause nehmen, nämlich die Gerätepunkte am Sprung. Hier hatte Jan Fäßler (12,75) bei seinem einzigen Auftritt des Tages mit einem sehr schönen Kasamatsu geturnt und zusammen mit Nick Hofmann (11,9) acht Scorepunkte erzielt, was zu einem knappen 8:6 Geräteerfolg reichte.
Ein ganz besonderer Wettkampf war dieses Derby indes für Alexander Fortmeier, der in Grötzingen das Turnen gelernt hatte und seinen Lebensmittelpunkt inzwischen deutlich näher an der Bühler Turnhalle hat. Er turnte fünf Geräte und erzielte insgesamt fünf Scorepunkte. "Alex kommt immer besser in Form, das hat uns heute sehr geholfen", freute sich Teammanger Jan Lugauer und fügte an: "Auch wenn unsere taktischen Möglichkeiten ohne Ausländer natürlich sehr eingeschränkt waren, denn gleich drei Mal hatten seine früheren Teamkameraden Adam Steel gegen ihn gesetzt". Ausgerechnet gegen seinen früheren Trainer Lazar Bratan gelangen ihm am Pauschenpferd drei Scorepunkte, der ihn - obwohl inzwischen in der gegnerischen Mannschaft - von der Bank aus angefeuert hatte. Diese besonderen Momente im Baden Derby erlebten über 100 Zuschauer im Livestream und feierten diese mit zahlreichen Kommentaren im Chat. "Ich war auch live am Bildschirm dabei und bis zum Sonntagmorgen waren es schon über 800 Aufrufe. Dieser Zuspruch macht uns Mut für unseren Heimwettkampf am 7. November gegen den Tabellenführer Heckengäu", blickt Abteilungsleiter Ralf Fäßler auf die ein wenig ungewissen nächsten Tagen.
© TV Bühl Abteilung
Kunstturnen